Die Künstler im Fennpfuhlpark




Wohnen im Grünen – mitten in der Stadt

Das ist der Leitspruch, der noch heute das in den 70er und 80er Jahren erbaute Wohngebiet Fennpfuhl im Bezirk Lichtenberg charakterisiert. Man wohnt gern in diesem verkehrsgünstig gelegenen Stadtteil.

Mittelpunkt und gesellschaftliches Zentrum sind der Anton-Saefkow-Platz mit seinen infrastrukturellen Angeboten und der sich unmittelbar anschließende Freizeit-Park mit seinen beiden Seen, dem Fenn- und dem Langpfuhl, die bei der Gestaltung des Parks zu einem Gewässer vereinigt wurden.

Bereits die städtebauliche Konzeption legte besonderen Wert auf die Ausgestaltung des künftigen Wohngebiets mit Werken der bildenden und angewandten Kunst. Architekten und Landschaftsplaner konnten sich dabei auf ein DDR-Gesetz stützen, das bei Investitionsvorhaben die Verwendung eines feststehenden Prozentsatzes der Investitionssumme für Kunst am Bau vorschrieb.
Da das Wohngebiet Fennpfuhl für ca. 50.000 Einwohner konzipiert war, stand so ein nennenswerter Betrag für seine künstlerische Ausgestaltung zur Verfügung. In konstruktivem Dialog zwischen Künstlern, Architekten und örtlichen Staatsorganen (dem sogenannten gesellschaftlichen Auftraggeber) wurde ausgehend vom städtebaulichen Leitbild eine Kunst und Gestaltungskonzeption für das Wohngebiet erarbeitet.
Sie wurde während der fast zwei Jahrzehnte (1971 – 1989) andauernden Bautätigkeit mehrfach modifiziert und erweitert.
Themen dieser Konzeption waren unter anderem Farb- und Oberflächengestaltung der Bauten, die Einordnung von Wandbildern, Brunnen, Skulpturen und Plastiken aber auch die Einfassung der Gewässer mit schmiedeeisernen Geländern oder die Aufstellung künstlerisch gestalteter Spielgeräte.

1987 wurde im Rahmen der Veranstaltungen aus Anlass der 750-Jahr-Feier von Berlin im Auftrag der Abteilung Kultur beim Magistrat von Berlin das 2. Internationale Bildhauersymposium im historischen Gutshof von Berlin-Buch ausgerichtet.
Die Betreuung lag in den Händen des Büros für architekturbezogene Kunst, das auch für die Bereitstellung des Rohmaterials – Sandstein aus dem sächsischen Reinhardtdorf – verantwortlich zeichnete.
Das Symposium stand unter dem Motto „Poesie der Großstadt“ und vereinte Künstler aus Bulgarien, der CSSR, der DDR, Finnland, der Ukraine, Ungarn, Rumänien und Syrien, deren Werke im Anschluss an die Bildhauerwerkstatt der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Der Fennpfuhl war 1987 das größte bereits fertig gestellte Wohngebiet in Berlin und bot mit seinem Freizeit-Park beste Voraussetzungen für eine adäquate Aufstellung der Skulpturen.
Hier hatten die Künstler die einmalige Möglichkeit, den optimalen Standort für ihre Arbeit selbst auszuwählen.

Vom Magistrat wurden die Arbeiten nach Ausstellungsende dem Bezirk Lichtenberg über- geben. Sie wurden in die Liste der zu erhaltenden Kunstwerke eingetragen. Mit ihrer dauerhaften Aufstellung im Fennpfuhl wurde der Park bildkünstlerisch deutlich bereichert und damit zu einem kleinen Refugium zeitgeschichtlicher Sandstein-Plastik.
Ein Rundgang ermöglicht heute die eigene Anschauung dazu, wie die einzelnen Künstler das vorgegebene Thema umgesetzt bzw. künstlerisch interpretiert haben.

Anzumerken ist, dass ein übergeordnetes Thema der Kunst- und Gestaltungskonzeption für das Wohngebiet Fennpfuhl dem deutschen Widerstand gegen den Faschismus gewidmet war.
Es manifestiert sich einerseits in der Benennung von Straßen und Plätzen des Wohngebietes und andererseits in der bildenden Kunst mit der Plastik „Dem deutschen Widerstand“. Wir finden sie zentral auf dem Anton-Saefkow-Platz, der damit eine inhaltliche und zugleich seine formale körperhafte Betonung findet.

Leider sind im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte eine Reihe von Kunstwerken „abhanden“ gekommen. Das betrifft Werke, die Opfer von Vandalismus wurden aber auch Kunstwerke, die bei Eigentümerwechseln oder Baumaßnahmen an den Gebäuden nicht erhalten wurden bzw. nicht bewahrt werden konnten. Auch zwei Skulpturen aus dem Bildhauersymposium von 1987 existieren nicht mehr.

Drei Skulpturen (Nr. 17,18,und 28 in der Übersichtskarte) erhielten im Zuge der Umbaumassnahmen am alten Warenhaus neue Standorte. Die Umsetzung wurde dankenswerter Weise von den Investoren Ulrich & Lakomski gesponsert. Die neuen Standorte wurden gemeinsam vom Bürgerverein Fennpfuhl und vom Amt für Umwelt und Naturschutz Lichtenberg ausgewählt.

Der Bürgerverein Fennpfuhl e.V. hat sich seit langem darum bemüht, dass die Kunstwerke im Fennpfuhl nicht anonym bleiben, sondern ordentlich beschildert werden. Im Rahmen des Bürgerhaushalt Lichtenberg steht seit 2010 jährlich je Stadtteil ein Kiezfonds von 5000,- Euro zur Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements der Bürger zur Verfügung.
Die Bürger können dazu Vorschläge für Maßnahmen in ihrem Stadtteil einreichen. Eine vom Bezirksbürgermeister berufene Bürgerjury entscheidet über die Projektanträge und die dafür auszureichenden finanziellen Mittel.
Der von Mitgliedern des Bürgerverein Fennpfuhl e.V. 2010 gestellte Projektantrag „Beschilderung von Skulpturen im Fennpfuhlpark“ wurde bestätigt und erfolgreich umgesetzt. Das 2011 eingereichte Folgeprojekt fand ebenfalls die Zustimmung der Bürgerjury und findet heute seinen symbolischen Abschluss. Die Beschilderung der Kunstobjekte wird von den Anwohnern sehr begrüßt.

Gemeinsam mit der Fotogruppe des Deutschen Senioren Computer Club hat der Bürgerverein Fennpfuhl e.V. im Jahr 2010 eine DVD zur Geschichte des Stadtteil Fennpfuhl erarbeitet. Sie kann über den Bürgerverein noch bezogen werden.

Gegenwärtig wird im Rahmen des Arbeitsprogramms des Bürgervereines ein Flyer für einen Rundgang zu den Kunstobjekten im Fennpfuhl vorbereitet. Die Kunstwerke sind auch hier zu sehen.

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DDR ... Deutsche Demokratische Republik, heute Teil der Bundesrepublik Deutschland
CSSR ... Cekoslovenska Socialisticka Republika, heute Tschechische Republik und Slowakische Republik


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